Die DGE veröffentlichte im Januar 2017 ihren 13. Ernährungsbericht.1) In diesem wird traditionell auch die Versorgungssituation der deutschen Bevölkerung mit Nährstoffen dargestellt. Diesmal anhand der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) als Teil des Gesundheitsmonitorings des RKI.2)
In dieser Studie wird die Versorgungssituation u.a. mit den Nährstoffen Vitamin D, Jod und Folsäure erstmals repräsentativ anhand von klinisch-chemischen Messwerten (Blut- und Urinproben) beschrieben. Insgesamt nahmen 7988 Personen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren an der DEGS-Studie teil.
Die Vitamin-D-Versorgung wurde anhand der Konzentration des Metaboliten 25-Hydroxyvitamin D (25(OH)D) im Blutserum gemessen. Diese wurde bei 6995 Teilnehmenden im Alter von 18-79 Jahren bestimmt. Zur Beurteilung der Vitamin D-Versorgung wurde die Klassifizierung des Institute of Medicine (IOM) herangezogen, das 25(OH)D-Konzentrationen nach ihrer Auswirkung auf die Knochengesundheit bewertet. Das IOM geht bei Konzentrationen ≥50 nmol/l von einer ausreichenden Versorgung aus, während Serumkonzentrationen zwischen 30 und <50 nmol/l als suboptimale Versorgung mit möglichen Folgen für die Knochengesundheit eingestuft werden. Bei 25(OH)D-Serumwerten <30 nmol/l liegt nach Einschätzung des IOM ein Vitaminmangel vor und damit ein erhöhtes Risiko für Krankheiten wie Osteomalazie und Osteoporose.
Insgesamt wiesen 61,6% der Teilnehmenden Serumkonzentrationen <50 nmol/l auf. Davon hatten 29,7% der Frauen und 30,8% der Männer Konzentrationen <30 nmol/l. Bei den Frauen nahmen die Serumkonzentrationen mit zunehmendem Alter deutlich ab. Die Vitamin-D-Versorgung ist in Deutschland nicht ausreichend. Insbesondere ältere Menschen gelten als Risikogruppe.
Zur Beurteilung des Folsäurestatus eignen sich Biomarker wie Serumfolat und Erythrozytenfolat. Bei Serumfolatkonzentrationen ≥4,4 ng/ml wird von einer adäquaten Folsäureversorgung ausgegangen. Etwa 16% der Männer und 12% der Frauen hatten Serumfolatkonzentrationen <4,4 ng/ml. Serumfolsäurewerte <3 ng/ml sind ein Hinweis auf einen klinischen Folsäuremangel. 4,1% der Männer und 2,5% der Frauen hatten eine Folsäurekonzentration unter 3 ng/ml. Für Erythrozytenfolsäure liegt der Grenzwert für eine adäquate Versorgung bei ≥150 ng/ml. Bei 13% der Männer und 16% der Frauen wurden Konzentrationen unter 140 ng/ml gemessen, was auf einen (sub-)klinischen Mangel hindeutet.
Betrachtet man die Frauen im Alter von 18 bis 49 Jahren und legt die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Frauen im gebährfähigen Alter empfohlenen Erythtozytenfolsäure-Konzentrationen von 400 ng/ml zur maximalen Risikoreduktion von Neuralrohrdefekten zugrunde, zeigt sich, dass nur 3% (18-29-jährige) bis 4% (30-bis 49-jährige) der Frauen diese Folsäurekonzentrationen erreichen.
Während nach den Ergebnissen etwa 86% der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland adäquat mit Folsäure versorgt sind (die Versorgung also besser war als auf Basis der in der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II)3) erhobenen Zufuhrdaten im Vergleich mit den DACH-Referenzwerten angenommen wurde), ist also die Versorgung bei etwa 95% der Frauen im gebährfähigen Alter, für den Fall, dass sie schwanger werden, nicht adäquat. Die Folsäureversorgung der Frauen scheint sich somit seit Ende der 1990er Jahre nicht gravierend verbessert zu haben.
Zur Bestimmung der Jodversorgung Erwachsener in Deutschland wurde die mediane Jodkonzentration, gemessen im Spontanurin, bestimmt. Sowohl Männer als auch Frauen hatten im Median eine 24-Stunden-Jodausscheidung von 113 µg/Tag. Die daraus abgeleitete geschätzte mediane Jodzufuhr von 125 µg/Tag von Frauen bzw. 126 µg/Tag von Männern unterschritt die empfohlene Zufuhr von Jod, die vom IOM mit 150 µg/Tag und in den DACH-Referenzwerten mit 200 µg/Tag angegeben wird.
Der Vergleich der geschätzten Jodzufuhr mit dem durchschnittlichen Bedarf des IOM in Höhe von 95 µg/Tag zeigt, dass im Mittel >30% der Probanden ein Risiko für eine unzureichende Jodzufuhr haben. Dieser Durchschnittswert von 30% berücksichtigt aber nicht, dass in besonderen Lebenssituationen, wie z.B. Schwangerschaft oder Stillzeit, ein weitaus höherer Jodbedarf vorliegt und damit die Prävalenz für Jodmangel deutlich höher sein kann.
Die aktuellen Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Jodversorgung der Bevölkerung in Deutschland nach wie vor nicht zufriedenstellend ist. Eine Jodüberversorgung der deutschen Bevölkerung ist aufgrund der aktuellen Datenlage nicht zu befürchten.
Für die Zufuhr der für einige Bevölkerungsgruppen kritischen Nährstoffe Vitamin D, Folsäure und Jod bieten sich entsprechende Nahrungsergänzungsmittel an. Studien wie die NVS II zeigen, dass eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln hilft, diese Versorgungslücken schließen zu können.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung erachtet die Zufuhr von Folsäure in Form von Nahrungsergänzungsmitteln bei Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren ebenso wie die Zufuhr von Vitamin D in Form von Nahrungsergänzungsmitteln für mobilitätseingeschränkte, chronisch kranke und pflegebedürftige ältere Menschen für sinnvoll.4)
Wir Experten von Diapharm beraten Hersteller gerne hinsichtlich einer sinnvollen Rezepturentwicklung für Nahrungsergänzungsmittel für diese verschiedenen Zielgruppen.
1) Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 13. DGE-Ernährungsbericht, Bonn (2016)
2) Robert Koch-Institut (Hrsg.): Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). www.degs-studie.de (eingesehen am 02.03.2017)
3) MRI (Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel) (Hrsg.): Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht Teil 2, Die bundesweite Befragung zur Ernährung von Jugendlichen und Erwachsenen, Karlsruhe 2008
4) Turowski, Axel: Vitamin and mineral supply in Germany: Agro FOOD Industry HiTech vol 25(2) March/April 2014
5) Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Pressemitteilung 03/2017, 30.01.2017